1. Die Strasse der Eremiten

Scheda Tecnica

  • Durchschnittszeit: 4 ½ Stunden (nur Hinweg).
  • Höhenunterschied: mini: 33 m - maxi: 630 m
  • Schwierigkeit: Der erste Teil des Weges ist nicht gut gekennzeichnet, und weist Schwierigkeiten in der Nähe von Campo alle Serre auf, wo man auf die nach Chiessi bergabgehende Abbiegung achten muss.

Vor der Exkursion ist es ratsam, sich über die Rückfahrtsmöglichkeiten gut zu informieren, weil die lange Strecke in einem Ort endet, wo die öffentlichen Verkehrsmittel selten sind. Die Straße fängt in der Nähe der pisanischen Burg von Marciana an; der Weg mit dem C.A.1. Wegweiser Nr. 3, steigt durch große gepflasterte Granitstufen an, bis zur Wallfahrtskirche von Madonna del Monte.

Vor wenigen Jahren war dieser Pfad der einzige der Marciana Marina mit den westlichen Küstenorten verbindende Landstraße und trotz der Nachlässigkeit und der schweren Zerstörung durch die modernen Geländewagen, ist der Weg in vielen Teilen noch gut erhalten.

Am Weg entlang, bis zur Wallfahrtskirche und zur Einsiedelei, stehen eine Reihe von kleinen mit Fresken versehene Kapellen, Erinnerung an die Via Crucis, Zeuge der motivierten und traditionellen Religiösität des Volkes von Marciana. Nach etwa 40 Minuten Wanderung zwischen Kastanien und Macchia, erreichen wir die Einsiedelei, wo 1735 San Paolo della Croce predigte und 1814 Napoleon der Erste (eine Tafel erinnert daran) wohnte.

Die zwei Gebäude (Kirche und Einsiedelei) sind mit einer dichten Vegetation von Pinien und Kastanien, von denen einige Exemplare über hundert Jahre alt sind, umgeben.

Ein kurzer Aufenthalt erlaubt dem Wanderer ein wenig zu rasten und bei Bedarf sich mit Wasser zu versorgen (es gibt eine Quelle von ausgezeichnetem Trinkwasser am Eingang der Kirche).

Wir schlagen wieder den Weg von Madonna del Monte nach Norden ein. Wenige hundert Meter weiter findet man einen riesigen Granitblock, Adler genannt, (seine Form wäre dem bekannten Raubvogel ähnlich, oder nach einer anderen Auslegung, weil der Adler das Wappentier von Napoleon war und der Imperator von diesem Felsen aus, sein Korsika betrachtend, von seiner Rückkehr auf die Bühne der Geschichte träumte).

>Um den Granitblock wurden in den siebzieger Jahren Spuren einer etruskischen Siedlungen und Tongefässe (zwischen XI und VI Jh. v.Chr. datierbar), gefunden.

Der Adlerfels ist ein optimaler Aussichtspunkt und mit der richtigen Zeit zur Verfügung, lohnt es sich dahin zu gehen.

Von dort muß man einige Schritte zurückgehen und den Weg Nr. 3 wieder aufnehmen in süd-westlicher Richtung. Nach etwa 40 Minuten von der Einsiedelei kommt der Maultierweg in die Nähe einer Quelle (der Bollero) in einen Kastanienwald eingetaucht, und führt, nach einer Kurve, ungefähr 550 m hoch, in eine wilde und sehr grüne Landschaft.

Jetzt wird der Spaziergang eine Folge von zauberhaften Szenen mit Felsen, Büschen, Pflanzen und berauschenden Aussichten auf das Meer des Archipels.

Überall sind die Essenzen des Buschwaldes gut repräsentiert von den verschieden Arten der Zwergginster (Genista desoleana) mit den typischen kissenförmigen Büschen bis zu den Zistrosen (Cytisus scoparius und Cytisus villosus), der Baumheide (Erica arborea), der Steineiche (Quereus ilex), der Erle und besonders den üppigen, glänzenden Erdbeerbäumen (Arbutus unedo).

Hier und da, ein rauschendes Bächlein oder der erschreckte Ruf der Amsel (Turdus merula), in ihrem täglischen Tun überrascht, unterbrechen die Stille.

Der Weg verläuft am Berghang entlang, einmal leicht abschüssig, ein anderes mal leicht steigend; nach etwa einer Stunde erreicht man eine Gabelung in fast 700 m Höhe: von hier den rechten Weg wählend, ist man in etwa zehn Minuten am Semaforo (Ampel), die Luftwaffenstation von Campo alle Serre, schon seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr im Gebrauch, seit die Lichtsignale durch Radar ersezt wurden.

Vom Hügel des "semaforo" genießt man ein eindrucksvolles Panorama, das eine 360' Aussicht auf das Meer und über die westliche Küste erlaubt.

Im Süden beobachtet man, aufeinander folgende Kulissen, das Tal von Chiessi, mit den einstmals bis in die Höhe von 500 m kultivierten Weinterrassen, den Berg San Bartolomeo, und den Hügel von Grottaccia. Richtung Osten sind die herben Hügel des Monte Giove und des Monte Cote eine wunderbare Einrahmung des blauen Meeres.

Um die Grottaccia (Schreckliche Grotte) bei der alten Marcom Antenne, atmet man eine bedrückende Atmosphäre, als wenn in alten Zeiten furchtbare Ereignisse hier stattgefunden hätten; man kann sich eine Gewitternacht in den ersten Jahren des 1900 vorstellen, als Bliz und Donner von der Antenne aufgefangen, die Telegraphisten erschreckten und ihr Herzschlag sich mit dem Donner vermischte in jener gleichzeitig nahen und weiten Epoche. Jezt liegt die alte Antenne, Zeugnis der Zeit, unter ihren Trümmern begraben.

Um den kleinen Weg nach Chiessi wieder aufzunehmen, gehen wir vom Semaforo einige hundert Meter zurück, biegen dann rechts ab, wo der Pfad Nr. 25 bergab zwischen Zistrosen und Ginster geht.

Der Boden des Weges nach Chiessi (noch zwei Stunden) ist leider sehr ruiniert und läßt, nur in einigen kurzen Teilen vermuten, wie in früheren Zeiten der alte Granitpfad, bequem und sicher war.

Langsam nach unten gehend wird die Vegetation immer reicher an neuen Arten von Pflanzen, meistens Xerophilen, wie der duftende, spanische Ginster (Spartium junceum), die wohlriechenden französischen Zistrosen (Cistits monpeliensis), die Kugelblume (Globularia alyptum), eine Buschpflanze, die im Herbst einen in Italien und am Mittelmeer sehr seltenen charakteristischen blauen Blütenstand aufweist und der Rosmarin (Rosmarinus officinalis) wie die vorhergehende Pflanze, an diese trockenen und steinigen Täler gut angepaßt. Die Myrte (Myrtus communis) mit sehr schönen weißen Blüten mit deren Beeren man einen besonderen Likör bereitet, der Mastixbaum (Pistacia lentiscus) und wenige seltene Steineichen ergänzen das vegetalische Panorama.

Jetzt ändert sich die Landschaft: Während die Vegetation manchmal reichaltiger erscheint, wird der Boden, worauf sie wächst, dunkler, gräulich, ab und zu grünlich. Man kann das Phänomen erklären, wenn man die am Rand des Weges zutage tretenden Felsen aufmerksam beobachtet.

Das Granitpluton, das uns bisher auf dein Weg begleitet hat, ist verschwunden und nun sind die Felsen, mit Ausnahme von einigen Aplitgängen von verschiedener Stärke, vorwiegend metamorphischer Natur. Es handelt sich um Schiefer und Marmor der ligitrischen Schicht zugehörig.

Die Besonderheit dieser Böden ist die Schichtenstruktur, in den lehmigen Protolyten feststellbar und von der Verwandlung des Gesteins nach dem Aufstieg des Granodioritplutons verursacht. Um Chiessi zu erreichen, steigen wir hinab zwischen Felsen und unkultivierten Weinbergen etwa 45 Minuten, bis zur Provinzstraße, einen Katzensprung vom Dorf enfernt.

Text und Bilder:
"Wanderwege des Nationalparks des Toskanischen Archipels"
Autor: Giorgio Leonelli / Herausgeber: Il Libraio, Portoferraio